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Corona: Aktueller Klinikalltag im Kreißsaal

Nadja
20.03.2020Lesezeit ca. 4 Minuten
Corona: Klinikalltag im Kreißsaal

Ich arbeite in einer Level 1 Klinik in NRW mit 1.600 Geburten im Jahr. Da es im Moment so viele Fragen rund um den Ablauf in der Klinik gibt, würde ich euch gerne von meinem Alltag berichten. Die Kliniken treffen individuelle Entscheidungen in täglichen Abstimmungen, sodass es hier von Krankenhaus zu Krankenhaus unterschiedliche Einschränkungen geben kann. Die ganzen Maßnahmen, die gerade getroffen und täglich überprüft werden, sind zu eurem und unserem Schutz.

Alle Untersuchungen, die nicht zwingend in der Klinik durchgeführt werden müssen, werden abgesagt. Dies betrifft die Ambulanz, die Geburtsplanungsgespräche und auch die Hebammensprechstunde. Vieles wird telefonisch mit dem Paar geklärt. Man versucht dadurch, die Personenzahl in der Klinik zu begrenzen. Wenn ein Termin nicht abgesagt werden kann, da er medizinisch notwendig ist, darf nur die Schwangere in die Räumlichkeiten und dies auch nur nach einer Temperaturkontrolle und wenn sie keine Erkältungsanzeichen hat. Kreißsaalführungen finden nicht mehr statt.

Wichtig:
Wenn ihr euch unsicher seid und etwas in der Klinik abgeklärt haben möchtet, ruft bitte im Kreißsaal eurer Wahl an, damit man euch sagen kann, ob ihr kommen könnt oder es eine andere Möglichkeit gibt.

Hier wird auch immer erfragt, ob ihr Anzeichen einer Grippe habt. Frauen, die diese Anzeichen haben, werden in zwei separat eingerichteten Räumen auf einer anderen Station begleitet.

Bei allen Untersuchungen, Ambulanzterminen oder auch Einleitungen, darf leider keine Begleitperson dabei sein. Erst wenn die Frau Geburtswehen hat und in den Kreißsaal kommt, darf eine Begleitperson dazu. Auch hier wird vorher gefragt, ob es Symptome gibt und die Temperatur kontrolliert.

Diese Begleitperson darf in der gesamten Zeit den Kreißsaal nicht mehr verlassen ( Rauchen, frische Luft schnappen und Co.). Nach der Geburt bleiben die Frauen noch zwei Stunden zur Kontrolle im Kreißsaal, auch hier ist die Begleitperson dabei.
Ab dem Moment der Verlegung auf die Wochenbettstation, müssen sich die Eltern voneinander verabschieden. Die meisten Frauen bleiben zwei bis fünf Tage auf der Station - je nach Geburtsmodus und auch Befinden. In dieser Zeit darf kein Besuch empfangen werden. Familienzimmer werden nicht angeboten. Viele Frauen wünschen sich wegen des Besuchsverbots eine ambulante Geburt. Theoretisch ist dies auch kein Problem, so lange es Mutter und Kind gut geht. Hier ist es nur wichtig zu wissen, dass ihr dies schon im Vorfeld mit eurer Hebamme und einem Kinderarzt abklären müsst. Der Kinderarzt muss die U2 durchführen und die Hebamme muss, besonders am Anfang, regelmäßig nach euch schauen. Es muss gesichert sein, dass das Stoffwechselscreening bei eurem Kind abgenommen wird. Da auch viele freiberufliche Hebammen und Kinderärzte ihre Behandlungszeiten eingeschränkt haben, ist dies oft nicht möglich.

Aufgrund von zahlreichen Diskussionen mit Angehörigen in der gesamten Klinik, musste unsere Klinik leider den drastischen Schritt gehen und ein Sicherheitsdienst einschalten. Alle Eingänge, bis auf einen sind verschlossen, so dass man eine Kontrolle hat, wer die Klinik betreten darf.

Es ist auch für uns eine sehr aufreibende und erschreckende Situation und ich denke, dass niemand mit diesen Auswirkungen auf das Leben gerechnet hat.
Wir geben alle mehr als 100 %, um den Frauen gerecht zu werden und sie bestmöglichst zu betreuen und zu begleiten. Wir stehen alle vor Herausforderungen, die es so noch nicht gegeben hat.

In vielen Kliniken darf schon jetzt keine Begleitperson mehr mit zur Geburt in den Kreißsaal und wir haben jeden Tag Angst, dass diese Entscheidung auch für unser Haus getroffen wird.

Bitte beachtet:
Alle getroffenen Entscheidungen sind Entscheidungen für das Allgemeinwohl…. Für die Gesundheit von uns allen, unseren Kindern, unseren Eltern und auch Großeltern.

Bleibt bitte gesund und versucht, trotz der schwierigen Zeiten, die Schwangerschaft in vollen Zügen zu genießen.

Eure Hebamme Nadja